Eine sarkastische Satire
Geburtenrückgang – wie fülle ich die Kinderheimplätze


In der BananenRepublikDemokratia herrschte seit Jahren ein stetiger Geburtenrückgang. Nicht nur, dass die Zahl der Renten- und Steuerzahler zurückging – dieses Problem wurde durch Steuererhöhung und Rentenkürzung gelöst. Nein ein anderes, schwerwiegendes Problem musste gelöst werden: Was geschieht mit den Arbeitsplätzen, die direkt an die Jugendarbeit verknüpft waren?


Problem Nummer eins - Kindergartenplätze.


Weniger Kinder heißt, es werden weniger Kindergartenplätze und Erzieherinnen benötigt.


Hier hatte die Familienministerin eine sehr gute Idee: Für jedes neu geboren Kind, werden die Eltern nicht nur finanziell entlastet, sondern bekommen noch eine Geldprämie obendrauf.
Wie aber sollte das finanziert werden? Keine Sorge, das Geld wird in spätesten zehn Jahren wieder mit Gewinn hereingeholt (hierzu später).


Der Zeitpunkt zur Verabschiedung des neuen Gesetzes war sehr gut geplant!
Zur diesen Zeitpunkt war in der Republik ein internationales Sportereignis. Gäste aus aller Welt waren zu Gast und es verlief friedlich und harmonisch ab. Vor allen Dingen, es wurden nicht nur Freundschaften mit den Gästen geschlossen, sondern auch Liebschaften. So kam was kommen musste, gut neun Monaten später war ein sehr starker Anstieg der Geburtenrate zu verzeichnen.


Die Familienministerin machte ihr neues Gesetz der Familienförderung dafür verantwortlich. Böse Zungen jedoch behaupteten: Wie bei dem großen „Blackout in New York“ (totaler Stromausfall), oder nach dem Mauerfall hatten die Menschen auch dazu gebracht unkontrolliert Kinder zu zeugen

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Wie dem auch sei, für das kommende Jahr ist ein großes Rockfestival in der ganzen Republik geplant.
Auch hier können sich die jungen Leute nach Herzenslust mit der Musik und anderen Dingen vergnügen. Hauptsache die Geburtenrate stimmt!


Problem Nummer zwei - die Kinderheime.


Waren vor Jahrzehnten noch die Heime mit „schwererziehbare Kinder“ überfüllt, so herrschte heute eine gähnende Leere in den Heimen. Nicht nur die Instandsetzung der Gebäude musste bezahlt werden, man wollte auch kein Personal kündigen – und das alles musste auch finanziert werden.


Es musste ein „Förderverein für Heimkinder“ geschaffen werden, die ohne zusätzliche Personalkosten arbeitet.
Hatte man da nicht die Behörde, die nach Außen hin als „Anwalt der Kinder“ bekannt war?
Diese Behörde hatte es doch geschafft, in der Vergangenheit ohne großes Aufsehen, vielen Eltern das Sorgerecht zu entziehen. Auch wurden gegen den Willen der leiblichen Väter die Kinder zur Adoption freigegeben. Bei den Familienrichtern standen sie so hoch in der Glaubwürdigkeit, dass fast alle Familienrichter ihre „Empfehlung“ ungeprüft in ein Urteil umgewandelt haben.


Justitia soll ja „Blind“ urteilen, doch die Richter hatten nicht gemerkt, dass sie dieser Behörde wirklich Blind vertrauten – viel zu Blind.
Die Verantwortung der Urteile lag bei den Richtern. Die „Anwälte der Kinder“ hüllten sich in Schweigen, da ihre Empfehlung an das Gericht nicht öffentlich gemacht wurde und unter dem Datenschutz stand.


Das Gesetz wurde Einstimmig beschlossen und in Kraft gesetzt. Der „Förderverein für Heimkinder“ nahm sich alle Kinder an, deren Eltern nicht mehr in der Norm der Gesellschaft passten.


Jede nur denkbare Verfehlung der Eltern wurde mit Entziehung des Sorgerechts geahndet.
Ein Vater, der zweimal mit dem PKW zu schnell gefahren war, wurde das Kind entzogen mit der Begründung:
Wer die Straßenverkehrordnung nicht einhält, stellt keine Vorbildfunktion für das Kind dar.
Die Mutter, die ihr Kind nicht pünktlich zur ärztlichen Vorsorgeuntersuchung brachte, hatte grob fahrlässig die Gesundheit des Kindes aufs spiel gesetzt.
Mit der Zeit lebten die meisten Kinder nicht mehr bei den Eltern, sondern in Heimen. Die Kinder die zu Hause lebten, haben die Eltern regelrecht erpresst:
Handelten die Eltern nicht so wie die Kinder wollten, so wurden sie unter fadenscheinigen Gründen bei der Dienststelle angeschwärzt.
Diese Kinder kamen aber nicht in ein Heim, sondern wurden als Belohnung von der Behörde schulisch und beruflich gefördert.


Auch wenn man eine Behörde öffentlich kritisierte machte, oder an einer Kundgebung teilnahm, saß die Angst im Nacken: „Sehe ich heute Abend meine Kinder noch, oder werden sie Morgen erst in ein Heim gebracht?“


Das ganze hatte auch für die Republik einen ernormen wirtschaftlichen Faktor.
Eltern ohne Kinder bekamen kein Kindergeld, die finanziellen Entlastungen wurden gestrichen, sogar das gezahlte Geld bei der Geburt (Elterngeld) musste zurückgezahlt werden.


Damit nicht genug:
Es wurde eine neue Pflichtversicherung eingeführt: „Die Heimunterbringungsversicherung“.
In laufe der Jahre wurde zunehmend ein regelrechter Handel in Leben gerufen – Menschenhandel!
War doch die Geburtenrate nach dem großen Sportereignis und Rockfestival sprunghaft in die Höhe gestiegen, kamen nach und nach Anfragen aus dem Ausland – von den leiblichen Väter.


Diese Väter hatten erfahren, dass ihr eigen Fleisch und Blut ein Dasein in den Heimen verbrachten. Zuerst aus humanitären Gründen wurden diese Kinder den Vätern in das Ausland zugeführt. Selbstverständlich entstanden hier Bearbeitungsgebühren, die bezahlt werden mussten. Weil die Anfragen immer mehr zunahmen, wurden die Gebühren immer größer. Der ein oder andere Vater hatte noch zusätzlich eine Sonderzahlung geleistet, damit die Bearbeitungszeit schneller von statten ging – natürlich ohne Beleg.


Nachdem die humanitäre Familienzusammenführung abgeschlossen war, öffnete sich ein neuer Markt. Wurden noch vor Jahrzehnten Kinder aus den Lateinamerikanischen Ländern zwecks Adoption ins Land geholt, so kamen diesmal anfragen aus dem Ausland, Kinder zu adoptieren. Auch hier galt das Gesetz der freien Marktwirtschaft: Wer am meisten bezahlt, wird zuerst bedient.


Noch Heute nach 25 Jahren ist man sehr stolz darauf, dass die Kinder- und Jugendkriminalität fast auf den Nullpunkt zurückgegangen ist. Eine Kritik aus der eigenen Bevölkerung ist nicht zu vernehmen. Aus Angst, dass die Kinder abgeholt werden wird auch niemand ein kritisches Wort verlauten lassen.
Die Menschen, die sich kritisch äußern, leben im Kinderfreundlichen Ausland.


Demokratia ist in all den Jahren zu einem enormen Wirtschaftsland geworden und Schuldenfrei. Doch was fehlt, sind die Kinder auf den Spielplätzen, Schulen, Kirchen und in den Freibädern. Auch ist das Bild verschwunden, wo die Kinder bei den Großeltern im Zimmer sitzen und gespannt Geschichten aus der schönen alte Zeit zuhörten.

Großeltern gibt es nicht mehr, nur alte Menschen die ihre eigene Kindheit nachtrauern.
Das Wort „Familie“ wurde schon lange aus dem Duden gestrichen, weil niemand etwas mit dem Wort „Familie“ anfangen kann.